Hans Ströbitzer Preis 2023

Der Journalistenpreis des Pressvereins in der Diözese St. Pölten. 

Hans Ströbitzer Preis 2023

geht an Daphne Hruby, Thomas Winkelmüller und Victoria Schwendenwein

Preis für das Lebenswerk an Heinz Nußbaumer verliehen.

 Der Pressverein in der Diözese St. Pölten hatte 2023 bereits zum dritten Mal den „Hans- Ströbitzer-Preis“ ausgeschrieben. Benannt ist dieser Journalistenpreis nach dem langjährigen Chefredakteur der „Niederösterreichischen Nachrichten“, Hans Ströbitzer. Sein Zugang und seine Persönlichkeit geben für diesen Preis die Richtung vor: Ein Journalismus aus einem christlichen Weltbild heraus, kritisch, aber mit Respekt und stets auf die Würde des Menschen bedacht, nachhaltig wirksam, verantwortungsvoll und letztlich immer konstruktiv. 

Am Montag, 22. Mai 2023 wurden im Rahmen eines Festaktes in St. Pölten die Preise übergeben. Vergeben wurden ein Nachwuchspreis, drei Hauptpreise sowie ein Preis für das Lebenswerk. Unter den zahlreichen Nominierungen etlicher Qualitätsmedien wählte eine namhafte Jury Daphne Hruby (34), freie Mitarbeiterin des ORF-Radios Ö1, auf den ersten Platz. 

Zweitplatzierter wurde Thomas Winkelmüller (26), Redakteur von „Datum“, und den dritten Platz erreichte Victoria Schwendenwein (27), Redakteurin „Die Furche“. 

Der Förderpreis, gesponsert von der Österreichischen Medienakademie, erging an Maria Prchal (25), Redakteurin der „NÖN“ in St. Pölten. 

Mit dem Lebenspreis wurde diesmal Journalisten-Legende Professor Heinz Nußbaumer (80) geehrt.

 

 

Die Preisträgerinnen und Preisträger der vergangenen Jahre finden Sie hier:

Alle Preisträgerinnen und Preisträger 2021

Alle Preisträgerinnen und Preisträger 2020

Die Preisträgerinnen und Preisträger

Mag. Martin Haidinger (Ö1), Thomas Winkelmüller, BA (2. Preis), Mag. Helmut Haberfellner (Pressvereins-Vorstandsmitglied), Mag. Martin Klauzer (Schoellerbank), Daphne Hruby, BA (1. Preis), DI Karl Neulinger (Obmann des Pressvereins), Dr. Stefan Ströbitzer (Jurymitglied), Victoria Schwendenwein, BA (3. Preis), Dr. Gudula Walterskirchen (Juryvorsitzende), Dr. Angelika Beroun-Linhart (Pressvereins-Vorstandsmitglied), Prof. Heinz Nußbaumer (Ehrenpreis), Maria Prüller (Pressvereins-Vorstandsmitglied), Propst MMAg. Petrus Stockinger (Obmann-Stv. des Pressvereins)
von links nach rechts: DI Karl Neulinger (Obmann des Pressvereins), Dr. Brigitte Wolf (Laudatorin für Prof. Nußbaumer), Prof. Heinz Nußbaumer (Ehrenpreis für das Lebenswerk), Dr. Gudula Walterskirchen (Initiatorin des Hans-Ströbitzer-Preises und Jury-Vorsitzende), Mag. Martin Klauzer (Schoellerbank)
Prof. Heinz Nußbaumer (Ehrenpreis für das Lebenswerk), Daphne Hruby, BA (1. Preis), Victoria Schwendenwein, BA (3. Preis), Thomas Winkelmüller, BA (2. Preis)
DI Karl Neulinger (Obmann des Pressvereins), Maria Prchal, BA (Förderpreis), Mag. Nikolaus Koller (Österreischische Medienakademie), Dr. Daniel Lohninger (NÖN)
Lebenspreis an

Professor Heinz Nußbaumer

Mit dem Lebenspreis wurde diesmal Professor Heinz Nußbaumer (80), eine Journalisten-Legende, ausgezeichnet. Er war langjähriger Herausgeber der Wochenzeitung „Die Furche“, Außenpolitik-Chef beim „Kurier“ und Sprecher zweier Bundespräsidenten. Zudem ist er Autor erfolgreicher Bücher und engagiert sich in Vorträgen zu religiösen Fragen. Michael Prüller überbrachte eine Grußbotschaft von Kardinal Christoph Schönborn und betonte Nußbaumers Beitrag zur journalistischen Qualität und seinem starken Glauben.

In ihrer Laudatio charakterisierte Brigitte Wolf, ehemalige Intendantin des ORF-Landesstudios Wien, Nußbaumer als wunderbaren Menschen, Glaubenden und intellektuelle Instanz. Er sei einer der angesehensten Journalisten des Landes und seine Kirchen-Kritik war aber immer eine aus Respekt vor und Zuneigung zu seiner Kirche.

Die Jury begründete die Auszeichnung damit, dass Nußbaumer von Anfang an ein logischer Kandidat war, aber aufgrund des Alters der ersten beiden Preisträger zunächst den Vortritt ließ. Die Ehrung seiner Freunde Portisch und Washietl schließt nun einen Kreis.

In seiner Dankesrede nannte Heinz Nußbaumer Kardinal Franz König, Hugo Portisch, Heinrich Harrer und Hermann Gmeiner als persönliche Vorbilder. Er betonte die Wichtigkeit eines verantwortungsbewussten Journalismus mit Prinzipien wie dem Lernen aus der Geschichte, dem Kampf gegen Vorurteile und der Förderung von Toleranz. Den jungen Preisträgern wünschte er „Mut und Demut“.

 

Hans Ströbitzer Preis

Preisverleihung 2023

Der „Hans-Ströbitzer-Preis“ wurde vom Pressverein in der Diözese St. Pölten gemeinsam mit der Schoellerbank und der Österreichischen Medienakademie ins Leben gerufen, um einen Journalismus zu fördern, der sich Respekt, Unabhängigkeit, Verantwortung und einem christlichen Menschenbild verpflichtet fühlt.

Die Initiatorin des Preises, Gudula Walterskirchen, betont, dass dieser Preis in der aktuellen Medienkrise ein Wegweiser sei. Es brauche echte Unabhängigkeit, Ausgewogenheit und Neutralität in der Berichterstattung, um die Glaubwürdigkeit der Medien und ihre tragende Rolle in einer demokratischen Gesellschaft wiederzuerlangen.

Die Erstplatzierte, Daphne Hruby, wurde für ihre wohlrecherchierten Beiträge und ihre Fähigkeit, auch umstrittene Ansichten zu präsentieren, ausgezeichnet. Laudator Martin Haidinger lobt ihre Haltung und appelliert an Nachwuchsjournalisten, ihre Intuition zu folgen und Grenzen zu überschreiten. Stefan Ströbitzer, Teil der Jury, hebt Hrubys Vielfalt an Themen und ihr respektvolles Verhalten gegenüber Interviewpartnern hervor.

In ihrer Dankesrede betont Daphne Hruby den journalistischen Leitsatz, sich nie mit einer Sache gemein zu machen. Sie kritisiert die aktuelle mediale Ausgrenzung und Beschimpfung und hofft auf einen respektvollen Journalismus, der auf Augenhöhe mit Andersdenkenden kommuniziert.

Eingangsmoderation des Hans Ströbitzer-Preis

von Birgit Perl​

Hans Ströbitzers Zugang zum Journalismus und seine Persönlichkeit geben die Richtung für diesen Preis vor:
• es geht um einen Journalismus aus einem christlichen Weltbild heraus
• es geht um einen Journalismus, der kritisch ist und hinterfragt
• es geht um einen Journalismus, der respektvoll ist und immer die Würde des Menschen im Auge hat
• und es geht um einen Journalismus, der nachhaltig wirksam, verantwortungsvoll und immer konstruktiv ist.

Man sollte meinen und davon ausgehen können, dass diese Maxime eine Selbstverständlichkeit sind. Doch das sind sie ganz offensichtlich nicht – nicht mehr.
Wir alle wissen, welche Verantwortung Medienschaffende haben. Und eines der unumstößlichen Grundprinzipien dabei ist: IMMER ALLE Seiten hören. Warum passiert das nicht mehr? Warum werden Menschen, die dem Mainstream nicht folgen als Schwurbler, Versteher, Leugner denunziert? Das Thema ist dabei beliebig austauschbar: Erst waren es die Corona-Schwurbler, jetzt sind es die Friedens-Schwurbler und Putin-Versteher und ganz aktuell die Klimawandel-Leugner.

Im Vorjahr ist Österreich von einer Liberalen Demokratie auf eine Wahldemokratie abgestuft worden. Da sind wir laut Demokratiereport 2023 immer noch (S. 39) – und befinden uns da in der Gesellschaft mit Ländern wie Mexiko, Namibia, Südafrika, Brasilien, Indonesien aber auch Ländern wie Kanada, Bulgarien, Polen od. Griechenland. Der Report weist zudem darauf hin, dass wir seit 2012 eine Abwärtsbewegung in Sachen Demokratie erleben, andererseits aber durchaus das Potential hätten, wieder in die Kategorie Liberale Demokratie aufsteigen zu können. Immerhin.
Meinungsfreiheit spielt dabei eine wesentliche Rolle. Erst recht im Journalismus.
Meinungsfreiheit, die die Würde des Menschen achtet.

Gestatten Sie mir dazu eine persönliche Bemerkung: Mich macht es immer noch fassungslos, dass es in Österreich möglich war, dass kritische, hinterfragende Journalisten gekündigt od. ihre Artikel nicht mehr publiziert wurden, in Deutschland mussten einige sogar das Land verlassen. Ähnliches gilt für renommierte Wissenschafter, Mediziner oder Juristen.
Ich frage Sie: In welcher Zeit sind wir angekommen? Was haben beleidigende, herabwürdigende, zum Teil hetzerische und auf jeden Fall verletzende Begriffe im Journalismus verloren?

Wir müssen dahin zurück, was Hans Ströbitzer vorgelebt hat. Ich möchte es noch mal betonen: Hans Ströbitzer war ein Verfechter von kritischem, konstruktivem, respektvollem Journalismus. Und wir wollen heute junge Journalistinnnen und Journalisten auszeichnen, die diesem Grundsatz folgen.

Laudatio für Daphne Hruby

von Martin Haidinger

Liebe Daphne, sehr geehrte Anwesende,

Sie ist ein Star bei Ö1. Ich bin mir bewusst, dass man so etwas über einen egalitär ausgerichteten Bildungs- und Informationssender nicht leichtfertig sagen soll, zumal der derzeitige Trend gegen diejenigen geht, die vom obwaltenden Zeitgeist durchaus in abfälliger Manier als „Einzelkämpfer“ abgetan werden. Einem Zeitgeist, der lieber journalistische Heloten in Großräumen sehen würde, die brav an ihren Schreibtischen verharrend in notorischem Gleichklang ihre Tastaturen betupfen.

 

Nicht so Daphne Hruby: Sie ist eine Einzelkämpferin, eine engagierte Journalistin, wie sie eher dem Ideal der zweiten Hälfte des 20., als jenem des durchgetakteten 21. Jahrhunderts entspricht. Und das, obwohl sie noch so jung ist! Daphne ist in eine bemerkenswerte Familienkonstellation hineingeboren worden, in ein freigeistiges Umfeld, von allerlei Künsten umwoben und -wenn ich das richtig verstanden habe- mit der Möglichkeit persönlicher Entfaltung. Sie hatte wohl die Freiheit, sieh ihre Orientierungspunkte selbst zu wählen und sie hat gut gewählt. An der Fachhochschule Wien absolvierte sie ein Journalismusstudium und gibt dort bis heute ihr Wissen an die Studenten jederlei Geschlechts weiter. Mit Freude und Stolz darf ich sie auch zu den ständigen Gastreferentinnen in meiner Lehrveranstaltung an der Fachhochschule Wiener Neustadt zählen.

Genug Akademisches, sie brilliert besonders in der Praxis. Der Laudator hat fürchterliche Rechte und so hebt er vor allem Daphnes Wirken in der eigenen Sendung hervor, dem Salzburger Nachtstudio — jeden Mittwoch um 21 Uhr auf Österreich 1-, das sie als freie Journalistin (neben Dimensionen, Radiokolleg und Journal Panorama) beliefert: Ein paar Themen:

Rituale-Von Chancen, Risiken und Nebenwirkungen; Erwin Ringels 100.Geburtstag; Zensur; Whistleblower-Helden oder Verbrecher; reale Gefahren eines Blackouts; die Kapitalisierung von Beziehungen; digitale Währungen auf dem Vormarsch; Abstinenz-die Kultur des Entsagens — dass DAS nicht allen schmeckt, verheißen schon die Themen und Titel. Umso mehr sind diese wohlrecherchierten und hervorragend präsentierten Sendungen Dienst an der Öffentlichkeit. Daphne Hrubys Produktionen sind hochangesehen und „umstritten“ — welch schönes Wort, das es sogar in die Bundeshymne geschafft hat! Umstritten — huch! Wären Daphnes kritische Sendungen nicht „umstritten“, würde ich mir Sorgen machen. Wir Journalisten sind nicht dazu da, um schale Suppen aufzukochen oder um uns beliebt zu machen. Unsere Liebsten suchen wir uns anderswo, aber nicht dort, wo man unsere investigative Recherche braucht. Und ja: Daphne „bietet“ auch jenen „eine Bühne“, mit deren Ansichten sie nicht übereinstimmt. Das sollte eigentlich so selbstverständlich sein, dass man es nicht eigens erwähnen muss. De facto muss man es heutzutage aber immer wieder betonen: „keine Bühne bieten!“ ist ein Nonsens-Postulat! Wenn wir nur jene zu Wort und Worten kommen ließen, mit denen wir hundertprozentig übereinstimmen, wären das sehr kurze Sendungen. Wie sollen wir denn sonst den Zeitläuften gerecht werden? Wie sollten wir sonst an einem Bild der Wirklichkeit arbeiten, wenn wir nicht umfassend um uns blicken, um viele Standpunkte abzuklopfen? Ich halte es mit Leopold von Ranke und Hugo Portisch : „Sagen, was ist!“ DAS ist Daphne Hrubys und auch meine Haltung!

Freilich nicht für alle: In meiner Kindheit gabs das „Haltungsturnen“. Zu dem wurden alle vergattert, die a bissl schief gewachsen waren oder schlampert gegangen sind. Ein österreichisches Medium sucht per Inserat Nachwuchsjournalisten nicht mit Talent, sondern mit „Haltung“. Ob damit die Absolventen des Haltungsturnens gemeint sind? „Haltung“ wird von einigen schlicht als Ersetzen von Analyse durch Verurteilung und von Denken durch Moral interpretiert — wir erinnern uns dabei an Konrad Paul Liessmanns Essay vom „guten Menschen von Österreich“ aus dem Jahr 1992. Da warst Du noch sehr klein, liebe Daphne und ich ein junger Journalist -ebenso freiberuflich wie Du jetzt.

Hätte ich damals und seitdem immer das gemacht- oder präzise NUR das gemacht, was die jeweilige Obrigkeit angeordnet hat, spröde Schulmeister, vollmundige Vorgesetzte, betuliche Bedenkenträger, rüde Räte für dies und jenes oder sonstige Sowjets, wäre ich sicher auf meinen Pfaden irgendwann am Wegesrand liegen geblieben. Viele Projekte wären niemals zustande gekommen, wenn ich dem Tadel oder dem Njet so mancher hochmögender Instanzen entsprochen hätte. Mein Rat an alle, vor allem an alle jungen Journalisten jederlei Geschlechts: Gehorcht Eurer Intuition und überschreitet getrost solche Grenzen, die Ihr als unsinnig erkennt! Dann werdet Ihr so frei wie Daphne sein. Sie kann aber nur „so frei sein“, weil sie an sich selbst höchste Ansprüche stellt. Ihr Job ist kein Honiglecken und das Leben der Journalistin manchmal hart wie Biberzahn. Davon zeugen unter anderem unser beider WhatsApps und SMS- Chats. Sollten die einmal geleaked werden, können Sie’s dann vielleicht im einen oder anderen Stadtblatt nachlesen und einen Einblick in manch absurde Alltagssituationen bekommen. Bei alldem sind wir zuversichtlich, dass neben unserem Publikum auch unsere Chefs (ob nah, oh fern) unsere Expertise, unser Wissen, unsere Kompetenz, unser Potenzial zu schätzen wissen. Es ist ja auch unüberhörbar — wenn man denn zuhört … In Analogie zu einer Redewendung aus COVID-Zeiten möchte ich sagen: Ohne Wissenscharts- und Bildungsjournalismus wird’s still.

Liebe Daphne: Bleib weiterhin beharrlich und laut — alles Gute!

 

Laudatio für Heinz Nußbaumer

von Dr. Brigitte Wolf

 „Sag niemandem ungefragt, was Du bist – so angesehen ist Dein Beruf nicht.“

Es war Oswald Max, Heinz Nussbaumers Chef bei der Salzburger Volkszeitung, der dem damals blutjungen Journalisten diesen Satz mit auf den Lebensweg gegeben hat.

Heinz Nussbaumer ging auf seine Weise mit dieser Handlungsanleitung um – er wurde einer der angesehensten Journalisten des Landes; so angesehen, dass er – wie nur wenige andere in dieser Hugo-Portisch-Klasse – das Sozialprestige der Zunft insgesamt heben konnte.

Heinz und ich sind seit Langem befreundet, es war damals Zuneigung auf den ersten Blick. Heute eine Laudatio auf ihn zu halten, ist zwar sehr ehrenvoll, aber auch eine sehr undankbare Aufgabe.

Undankbar – erstens, weil er (wie man so schön sagt) so gut wie „ausdekoriert“ ist. Heinz Nussbaumer hat nahezu jede Auszeichnung, jeden Preis, jeden Orden in Österreich und auch viele in vielen anderen Ländern bekommen, vor allem aber auch sehr viele kirchliche und humanitäre Auszeichnungen –  u.a. vor zwei Jahren den „Europäischen Toleranzpreis“ – dh es wurde bereits alles erdenkliche Lob über ihn ausgebreitet.

Es ist zweitens auch deshalb eine undankbare Aufgabe, weil man notgedrungen nur einen Bruchteil all dessen zu erzählen vermag, was man über Heinz Nussbaumer zu erzählen hätte, um die Breite seiner Persönlichkeit abzubilden. Sein „Lebenswerk“ ist so vielfältig, er ist als Mensch und beruflich so vielschichtig, dass er in 15 Minuten nicht einmal annähernd zu fassen und zu beschreiben ist.

Er war und er ist so viel. Er ist ein wunderbarer Mensch, (ein wunderbarer Freund), ein Glaubender, ein großartiger Journalist, und er war Sprecher und Berater zweier, nicht gerade einfacher Bundespräsidenten. Als intellektuelle und moralische Instanz in der Hofburg hat er 10 Jahre unter Kurt Waldheim und Thomas Klestil eine der schwierigsten Perioden österreichischer Innen- und Außenpolitik verwaltet und mitgestaltet, als „alter ego“ der Präsidenten mit mehr als 800 Rede-Manuskripten „dem Bundesadler die Feder geführt“ (wie es Hubert Feichtlbauer einmal ausgedrückte).

Heinz Nussbaumer ist Autor zahlreicher Bestseller zu außenpolitischen und religiösen Themen, Herausgeber der FURCHE (auch wenn er bedauerlicher Weise seinen 80. Geburtstag als Ausrede nimmt, diese Funktion zurückzulegen), war Gastgeber im ORF-„philosophicum“, er ist Ehrenmitglied des „Presseclub Concordia“, im Vorstand der „Bruno Kreisky-Stiftung“, war Gründungsmitglied der Initiative „Qualität im Journalismus“, der Plattform „Christen und Muslime“, und ein Jahrzehnt lang war er  auch Vorsitzender des größten SOS-Kinderdorfes Europas in der Hinterbrühl.
Seine Heimatgemeinde Hinterbrühl hat ihn zum Ehrenbürger gekürt, sein Bundesland NÖ, die Republik Österreich und seine Kirche haben ihm hohe Ehrenzeichen verliehen. Er ist einer der ganz wenigen mit dem goldenen Stephanus-Orden Ausgezeichneten – der höchsten kirchlichen Anerkennung in Österreich.

Überhaupt ist „Kirche“ für Heinz Nussbaumer lebensbestimmend.
Journalismus war und ist für ihn Beruf und Leidenschaft, Religion der krisensichere Haltegriff für ein gelingendes Leben. „Er lebt eine spirituelle Frömmigkeit, dh er rechnet mit der Wirklichkeit Gottes im Lebensplan“ (diese wunderbare Beschreibung stammt nicht von mir, sondern von Gerhard Klein, meinem alten ORF-Kollegen, lange Jahre Religions- und Wissenschaftschef des Fernsehens).

Heinz‘ lebenslange Suche nach mehr Ausgewogenheit für Geist und Herz führte ihn auch auf seinen geliebten Berg Athos, Zufluchtsort der Nachdenklichen. Anfangs war es Neugierde und ein Entkommen aus der permanenten Erreichbarkeit, später die Sehnsucht nach einer „Gegenwelt“, deren Radikalität – wie er selbst sagt – einen einzigartigen Schatz an Lebenserfahrung bereithält.

Seine alljährlichen Pilgerreisen, seine physische und psychische Rast am Berg Athos, geben ihm – wie seine Kirche – Halt und Orientierung.
Aber so wichtig Kirche ihm auch ist, er war nie ein religiös Eifernder, nie ein religiöser Agitator, er war immer kritisch – Heinz Nussbaumer ist viel zu sehr Journalist und Fragensteller, um der Versuchung anheimzufallen, letzte Gewissheiten zu verbreiten. Seine Kirchen-Kritik war aber immer eine aus Respekt vor und Zuneigung zu seiner Kirche.

Heinz Nussbaumer verbindet Menschen, Religionen, Weltanschauungen. Er sieht das, was sie gemeinsam haben, und das ist oft mehr, als das, was sie trennt.
Und er ist Querdenker, einfühlsamer Beobachter, engagiert, loyal und immer da, wenn Hilfe Not tut – für die Kleinen im Kinderdorf und für „manch Großen in seiner Berufung“, wie es einer seiner Biografen ausdrückte.

Heinz Nussbaumer ist ein Nimmermüder. Er war es Zeit seines Lebens und ist es nach wie vor. Immer wieder plagten ihn schwere, oft lebensbedrohende Krankheiten, aber auch davon ließ er sich nicht unterkriegen. Der unvergessliche Engelbert Washietl, Freund und Journalisten-Kollege, hat es in einem kurzen Satz zusammenfasst: Heinz Nussbaumer ist nicht wiederholbar“.

Der „Nicht-Wiederholbare“ wurde 1943 in Reichenhall geboren, ist in Salzburg aufgewachsen und in NÖ beheimatet.

Mit 20 wird er Journalist, Hugo Portisch erkennt als erster sein Talent und holt ihn in die Außenpolitik-Redaktion des Kurier, damals die außenpolitisch interessierteste, interessanteste und gewichtigste österreichische Tageszeitung.
Der Beginn einer Ära! In den folgenden mehr als 2 Jahrzehnten war Heinz Nussbaumer unbestritten der bedeutendste außenpolitische Journalist des Landes.
Und Hugo Portisch wurde und blieb bis zu dessen Tod einer seiner wichtigsten Lebensfreunde.
Damals wie heute waren die Innenpolitiker und Innenpolitikerinnen in den Redaktionen die Gewichtigeren, die, die mit der Partei- und Tagespolitik auf Du und Du waren und das jeden spüren ließen. Die Außenpolitiker in den Redaktionen waren (wie ihre KollegInnen von der Kultur) immer am Rand, von dort schrieben sie gegen die provinzielle Verengung an, die unser Land in immer neuen Zyklen befällt.

Die Karrierechancen für AußenpolitikerInnen waren gering, man war das aus Passion. Und Heinz war in dieser Disziplin nicht zu übertreffen. Er übersetzte die Welt nach Österreich, er war journalistischer Diplomat, er war für Österreich unterwegs – bis über die Grenze zur Politik hinaus. Er war Beobachter, Berichterstatter und als stiller Briefträger zwischen Fronten unterwegs – von Agenten beobachtet, von Militärs verhaftet, von Bestechungsversuchen begleitet. Augenzeuge in Kriegen, Krisen und Katastrophen – aber auch Zeitzeuge dort, wo um Frieden gerungen und Geschichte geschrieben wurde.

Er hat sie alle getroffen – Könige, Sultane, Präsidenten, Revolutions- und Religionsführer: König Hussein, Saudiarabiens König Feisal, den Schah von Persien, Reagan, Gorbatschow, Zhou Enlai, Indira Gandhi, Thatcher, Brandt, Schmidt, Kohl, den Dalai Lama (den er unlängst in einem Interview „einen seiner Lebensvorbilder“ nannte, wie natürlich auch Kardinal Franz König), Kissinger, Gaddafi, Arafat, Papst Johannes XXIII und und und…

Er hatte Sach-Kenntnis, war beharrlich und hatte Charme, einen sehr österreichischen Schmäh, den man einem Westösterreicher eigentlich nur selten zubilligt. Das und sein verantwortungsbewusster Umgang mit seinen GesprächspartnerInnen hat ihm die Türen zu den bedeutendsten Staatskanzleien und Königspalästen geöffnet – dem Journalisten und dem Botschafter seiner österreichischen Heimat. Diesem Mann ging es immer um mehr als nur um eine gute Story, obwohl die Stories auch verdammt gut waren.

In der Begründung für den René-Marcic-Preis, einer der renommiertesten Auszeichnungen für publizistische Leistungen – Heinz Nussbaumer hat ihn im Jahr 2000 erhalten – sagte Gerd Bacher damals über den Preisträger: „Er ist durch Grundqualitäten gekennzeichnet, die den seriösen Journalismus ebenso sehr ausmachen, wie sie ihm zunehmend abhanden zu kommen drohen: Wissen, Ethos, Professionalität.“

Und Hugo Portisch hat den Journalisten Nussbaumer so beschrieben: „Er ringt immer um die Wahrheit, die Objektivität, aber nie um Äquidistanz, nie um Neutralität. Denn die gibt es nicht in Fragen des Rechts und der Gerechtigkeit. Wahr, objektiv, gerecht, das heißt Stellung beziehen und diese mutig zu verteidigen. Im Zweifelsfall bei Nussbaumer aber für den underdog zu sein – der verdient stets ein Quäntchen mehr an Verständnis.“
Typisch Heinz Nussbaumer.

Er selbst beschreibt die Anforderung an den Journalisten: „Humanismus und Toleranz muss ins Herz gepflanzt sein, man braucht Neugier und Leidenschaft, den Verzicht auf Vorurteile und Feinbilder, auf Arroganz und Dünkel. Man verschreibt sich der Pflicht, sich selbst und das Publikum zu fordern, um der Trivialisierung und Beliebigkeit keinen leichten Sieg zu gönnen.“

Es ist viele Jahre her, dass Heinz Nussbaumer diese vortreffliche Formel ausgab. Und sie ist aktueller denn je in einer Zeit, in der Politik und Journalismus in gegenseitiger Abhängigkeit und Abneigung in ein immer symbiotischer werdendes Eigenleben in exquisiter Distanz zu den BürgerInnen abzugleiten drohen.

Und heute haben wir trauriger Weise jede Menge Belege dafür, wie sich Politik die Boulevard-Medien kauft. Was nichts an der gegenseitigen Abneigung ändert. Mutmaßlich – im Gegenteil.

Für uns muss das ein Ansporn sein, uns gegen den Niedergang unserer Zunft, gegen die immer dreister werdenden politischen und ökonomischen Abhängigkeiten aufzulehnen. Gegen Trivialisierung, gegen Quotendruck und gegen Zumutungen von außen. Heinz Nussbaumer hat das immer getan.

Er rang und ringt lebenslang um Wahrheit und Menschlichkeit, bei ihm kommen journalistischer Anstand, Weltbürgertum und eine ungewöhnlich gewordene spirituelle Tiefe zusammen.

Ich kenne nicht die Begründung der Jury, aber ich weiß, er ist ein würdiger Preisträger für den „Hans-Ströbitzer-Preis“ für sein Lebenswerk. Wiewohl wir alle hoffen, dass Du noch lang weiter „lebenswerkelst“.

Am Schluss möchte ich noch einmal Oswald Max, zitieren: „Wenn sie Dir schmeicheln, wenn sie Dich hofieren und verwöhnen – vergiss nicht: Sie meinen nie Dich, sie schmeicheln immer dem Medium“.

Lieber Heinz, Dein alter Chef hat sich in diesem Punkt in sicherlich bester Absicht geirrt: Du hast alle Deine Medien hinter Dir gelassen, unsere Bewunderung und Hochachtung gilt ganz allein Dir. In meinem Fall ist auch tiefe Zuneigung im Spiel.

 

Dankrede zum „Hans-Ströbitzer-Lebenswerk-Ehrenpreis“

von Prof. Heinz Nußbaumer

Liebe Ehren- und Festgäste, liebe tolle Preisträger!
Das fortschreitende Alter, vor allem aber meine zehn Jahre an der Seite zweier Bundespräsidenten, haben mich mit dem Erlebnis vieler – zumeist ausländischer – Ehrungen verwöhnt. Kaum eine davon habe ich mir kraft eigener Verdienste errungen. Und doch: Nicht eine davon ist ohne ein tiefes Gefühl der Freude, der Dankbarkeit und einem Hauch von Stolz bei mir gelandet. Und meist war die Intensität dieser Emotionen so stark, dass irgendwann auch alle meine Selbstzweifel verblasst sind.

So möchte ich Ihnen allen, die heute gekommen sind, jede Koketterie mit meiner eigenen Unwürdigkeit ersparen – und ihnen einfach sagen, dass meine Freude und Dankbarkeit wieder einmal ziemlich groß ist. Trotz eines – hoffentlich – ungebrochenen Realitätssinns.

Ich danke dem Pressverein in der Diözese St. Pölten unter Dipl. Ing. Karl Neulinger. Danke auch der ehrenwerten Jury des „Hans Ströbitzer -Preises“ unter ihrer Vorsitzenden Dr. Gudula Walterskirchen. Und ganz besonders danke ich Dir liebe Dr. Brigitte Wolf für Deinen so wohlklingenden Lobgesang. Du hast in Deiner Herzensgüte genau den beschrieben, der ich immer gerne gewesen wäre.

Wer – so wie ich – weiß, was für ein gradliniger, immer der Wahrheit verpflichteter und allem falschen Pathos abholder Mensch Du bist, der kann erahnen, mit wie vielen seelischen Krümmungen die Arbeit an Deiner heutigen Laudatio verbunden gewesen sein muss.

Der alte Konrad Adenauer hat uns – zur Rechtfertigung dafür – den schönen Satz hinterlassen, dass „Ehrungen die Momente in unserem Leben sind, in denen die Gerechtigkeit ihren liebenswürdigen Tag hat“. Das erklärt vieles!

Ich danke auch den guten Geistern und stillen Engeln, die sich so engagiert um das Gelingen dieser Feier bemüht haben. Und sehr dankbar bin ich allen, die heute – oft unter großen Mühen – hierher nach St. Pölten gekommen sind. Natürlich weiß ich, wie das gelingen konnte – und ich kann es gar nicht laut genug an den Beginn stellen:

Es waren die beiden großen „Ströbitzer-Lebenswerk- Preisträger“ von 2020 und 2022, Hugo Portisch und Engelbert Washietl, die der heute verliehenen Auszeichnung ein so hohes Prestige geschenkt haben!

Beide waren für mich Vorbilder und Lebensfreunde über mehr als 50 Jahre hinweg – und zwei Solitäre im Wildwuchs unseres Standes. Ihnen nachfolgen zu dürfen, vielleicht noch mit der Gnade einer kleinen Bonus-Strecke des fröhlichen Alterns – ich hoffe, dass man mir die Freude darüber ansieht!

Ich nehme diese Auszeichnung auch im Wissen um jene Zufälle entgegen, die das Leben eines Journalisten bestimmen. Die Medien und der Zufall haben es unglaublich gut mit mir gemeint. Haben mir – in Absprache mit dem lieben Gott – eine Rosenspur auf den Lebensweg gelegt. Über Jahrzehnte hinweg bis heute.

– Als ein Teil jener Generation, die – von journalistischen Einsätzen in Konfliktgebieten abgesehen – allem Krieg entkommen ist.

– Als einer von jenen auch, der – heimgekehrt von aller Not in dieser Welt – tatsächlich auf einer „Insel der Seligen“ leben durfte.

– Und als ein Abenteurer und Weltenbummler mit festem Monatsgehalt, der so viele Völker, Kulturen, Religionen in Nahaufnahme erleben durfte – mit einem Riesen-Schatz an unvergesslichen Begegnungen. Und mit der Sicherheit des eigenen Glaubens-Fundaments.

In alten Mythen heißt es, wir Menschen hätten sieben Leben. Ich habe versucht nachzuzählen. Die meisten davon habe ich inzwischen verbraucht – oder genützt, oder genossen.

– Und schließlich sind da so viele wunderbare Persönlichkeiten gewesen, die mich begleitet, geformt und getragen haben- Voll sind die Scheunen der Erinnerung – und der heutige Abend ist so etwas wie ein „Erntedankfest“.

Immer wieder denke ich vor allem an die kleine Schar jener Vorbilder, die mich geführt und hoffentlich auch ein wenig geprägt haben. Oft bin ich gefragt worden, wer mich letztlich am stärksten beeindruckt hat. War es der Dalai-Lama oder Vaclav Havel? War es Jordaniens König Hussein oder Mutter Teresa? Ich möchte der Frage nicht ausweichen: Wer waren und sind die Vorbilder, an denen ich mich zu orientieren versucht habe, wann immer im beruflichen Alltag verlässliche Leitplanken gefordert waren?

Ich nenne vier Namen von Menschen, die mir besonders nahe und in ihrer Haltung wichtig waren und sind. Alle vier sind Österreicher. Alle haben mir – mehr als die großen Staatsmänner und Revolutionäre – ein wichtiges Stück Weltoffenheit vorgelebt – jeder in seinem eigenen Metier. Zwei von ihnen – die zwei wichtigsten noch dazu – haben sich auch in die Geschichte der Landeshauptstadt Niederösterreichs eingeschrieben und sind verehrte Ehrenbürger von St. Pölten. Wahrscheinlich wissen Sie schon, wer jetzt kommt. Es sind vor allem Kardinal Franz König und Hugo Portisch, aber auch Hermann Gmeiner und Heinrich Harrer. Jedem möchte ich zumindest einen kleinen Satz der großen Dankbarkeit widmen. Denn ohne ihre Mühe um mich wäre ich heute wohl auch nicht bei Ihnen geladen.

Kardinal König aus dem Pielachtal, in St. Pölten zum Bischof geweiht, hat diesen großen, alle Begrenzungen überwindenden Weltgeist geatmet – in seiner mitmenschlichen Weite und spirituellen Tiefe. Jeder religiöse Kreuzzug war ihm zutiefst fremd. Und über alle Unterschiede des Glaubens hinweg hat ihn seine Ehrfurcht vor dem „Wunder Mensch“ geprägt.

Dann Hugo Portisch, dessen Vater hier in St. Pölten die Nachkriegs-Redaktion der NÖN – die „St. Pöltner Zeitung“ geleitet hat. Er hat uns, seinen Schülern, Maßstäbe vorgelebt, die im Journalismus von heute erkennbar auf dem Rückzug sind – und das keineswegs, weil der Kollegenstand verrottet.

Portisch hat uns den Verzicht auf Vorurteile und Feinbilder abverlangt, ebenso auf Arroganz und Dünkel. Er hat uns gezwungen, der Trivialisierung und Beliebigkeit keinen leichten Sieg zu gönnen – und uns die drei Prinzipien eines weltoffenen, verantwortungsbewussten Journalismus mitgegeben, die grenzenlos gültig sind. Sie heißen: Aus der Geschichte lernen. Gegen Vorurteile kämpfen. Und zur Toleranz erziehen.

Wie unendlich traurig würde er sein, wüsste er, was heute in Österreich mit Medien und Journalisten geschieht. Ich sehe den damals 92jährigen noch am Frühstückstisch zwischen seinem gewohnten Zeitungsberg, als wir beide einen leidenschaftlichen Appell formuliert haben, um der mehr als 300 Jahre alten „Wiener Zeitung“ als ein Stück „Weltkulturerbe“ ihre politische Existenzbedrohung zu ersparen. Wissend, dass jedes Qualitätsmedium, das wir verlieren, ein Todesfall für unser Land ist.
Es hat nichts genützt – wir haben den gedankenlosen Wahnsinn nicht verhindern können.

Der Dritte meiner vier Lebens-Vorbilder war Kinderdorf-Vater Hermann Gmeiner. Wie kein Zweiter in unserer Zeit hat er den Auftrag zu globaler Solidarität und Nächstenhilfe in die Tat umgesetzt – und mit seinen SOS-Kinderdörfern das größte private Sozialwerk der Erde begründet. Sein Werk umspannt heute die ganze Welt: 300.000 betreute Kinder in 138 Ländern – wie viele Österreicher wissen noch von der Dimension dieses Segens?!

Und Heinrich Harrer als Vierter. Mit seinen Forschungsreisen hat er in Millionen Menschen die Neugier für andere Völker und den Respekt vor anderen Kulturen geweckt – und seinen Leserinnen und Lesern die Angst vor dem Fremden genommen.

Ich bin überzeugt, dass Journalisten und Leser, die sich vom Geist dieser vier Persönlichkeiten faszinieren lassen, mithelfen können, um die Welt von morgen friedlicher und gerechter zu machen als jene, die wir gerade jetzt auf so erschreckende Weise erleben müssen. Jeder von uns ist da gefordert.

Erlauben Sie mir in dieser durchaus traurigen, auch üblen Zeit für unsere Medien – und auch für manche Entwicklung unserer Demokratie – noch einen letzten Gedanken, der dem Wirken und Denken von Hans Ströbitzer gewidmet ist:

Wie froh bin ich in meiner „Doppel-Existenz“ als Christ und Journalist, dass es in Teilen Österreichs noch Medien gibt, die dank ihrer vom Sturmwind des 2. Vatikanums geprägten Eigentümerschaft darum ringen, gegen alle Strömungen des Zeitgeistes an einer Zukunft zu bauen, die uns hilft, künftig noch friedvoller, fröhlicher, liebevoller und versöhnter miteinander und mit anderen umzugehen.

Der alte, unvergessliche Kardinal Franz König hat es am Beispiel „meiner“ FURCHE einmal auf den Punkt gebracht. Sein Zitat heißt:

Katholisch sein heißt nicht, dass alles, was da geschrieben wird, die verbindliche katholische Linie darstellen muss. Vielmehr soll sie ein Spiegelbild der Weltweite, der Offenheit und des Spannungsreichtums katholischen Lebens sein. Es wäre kein Gütezeichen, wenn alle Katholiken mit jedem Artikel und jeder Zeile, die in ihr geschrieben werden, mit jeder Meinung, die in ihr vertreten wird, übereinstimmen wollten. Im Gegenteil, am Widerspruch entzündet sich das Denken und die Diskussion – und Diskussion tut uns heute not.“

Und weiter schreibt er: „So haben die Medien, die noch ein Oben und Unten, ein Größeres und Ewiges kennen, die eine geschwisterliche Verantwortung und Ehrfurcht vor der Schöpfung als Fundament allen menschlichen Tuns akzeptieren – die Möglichkeit, weit über den katholischen Raum hinauszuwirken“.

Liebe Anwesende,

ich komme zum Schluss: Das Schöne am „Lebenswerk-Preis“ ist, dass er gar keine bestimmte Leistung honoriert. Hauptsache, man hat lange genug gelebt – und manches irgendwie überlebt. Das trifft bei mir sicher zu.

Allen jüngeren Preisträgern und Preisträgerinnen von heute aber wünsche ich genügend Energie, das unbeirrbare Arbeits-Ethos und die richtige Mischung von Mut und Demut, um selbst bis zum „Lebenswerk-Ehrenpreis“ durchzuhalten!

Danke Ihnen allen!

Grußworte

von Kardinal Christoph Schönborn​

„Ich freue mich, dass Heinz Nussbaumer mit dem Hans-Ströbitzer-Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet wird – und halte ihn für einen ausgesprochen würdigen Preisträger. Ich möchte die ihm im späteren Verlauf des Abends zu haltende Laudatio nicht verdoppeln und daher nur ganz wenige Aspekte hervorheben: So etwa die Hilfe, die Heinz Nussbaumer mir ebenso wie Kardinal König geleistet hat, wenn es galt, in diffizilen Situationen das richtige Wort zu finden – als Meister der sprachlichen Nuance und des angemessenen Ausdrucks und als hervorragender Analyst der Personen und Umstände. Und vor allem durch und durch ein Christ, der auf dem festen Boden seines Glaubens gerade und aufrecht steht. 

Er hält einen Qualitätsbegriff im Journalismus hoch, der sich nicht im Ästhetischen, der Sprachbeherrschung oder der semantischen Klarheit erschöpft – obwohl diese ihm durchaus auch wichtig sind – sondern der den Journalistinnen und Journalisten abverlangt, einen Beitrag zu einem guten Zusammenleben der Menschen zu leisten und einen respektvollen Dienst an der Menschenwürde. 
Der 1972 verstorbene deutsche Staatssekretär Karl-Theodor zu Guttenberg schreibt in seinen Lebenserinnerungen: „Demokraten sollten Ehrfurcht vor dem Wort haben. Christdemokraten erst recht.“ Wer sich umschauen möchte nach jemandem, an dem man lernen könnte, was das heißt und wie das geht, dem empfehle ich dafür meinen Freund, den Christen und Demokraten Heinz Nussbaumer, auch wenn seine Bescheidenheit ihn in diesem Moment wohl zu Gesten der Abwehr drängt. Ich danke ihm für sein vielfältiges Wirken, nicht zuletzt als langjähriger Herausgeber der „Furche“, und gratuliere ihm von Herzen – und der Jury des Hans-Ströbitzer-Preises zu ihrer Entscheidung.“

Kardinal Christoph Schönborn

Hans Ströbitzer Preis

Namensgeber für den Journalisten Preis des Pressvereins ist der langjährige Chefredakteur der Niederösterreichischen Nachrichten, Prof. Hans Ströbitzer.


1.  Preis: EUR 3.000,--

2.  Preis: EUR 1.500,--

3. Preis: EUR 500,--

Die Preise werden in Kooperation mit der Schoellerbank verliehen.

Die Haltung

Sein Zugang und seine Persönlichkeit geben für diesen Preis die Richtung vor: ein Journalismus aus einem christlichen Weltbild heraus, kritisch, aber mit Respekt und stets auf die Würde des Menschen bedacht, nachhaltig wirksam, verantwortungsvoll und letztlich immer konstruktiv.

Die Kategorien

Ausgezeichnet werden jährlich Journalistinnen und Journalisten, deren Zugang zu ihren Themen und den Menschen, über die sie berichten, dem Vorbild Ströbitzers gerecht wird. Chefredakteure und HerausgeberInnen sind aufgerufen jeweils bis zu drei Personen bis zu einem Alter von 35 Jahren zu nominieren. In Frage kommen Kolleginnen und Kollegen, die einen Bezug zu NÖ aufweisen.


Weiters wird aus den Einreichungen der Förderpreis an Nachwuchstalente vergeben. Herzlichen Dank der Österreichischen Medienakademie für die Preisstiftung der Förderpreise in Form von Ausbildungsgutscheinen.

Dank an unsere Partner

Vielen Dank, dass sie uns bei der Auszeichung und Förderung des Qualitätsjournalismus unterstützen!